EFS Consulting
19.12.2024

Corporate Social Responsibility (CSR): Welt verändern und Unternehmen stärken

Corporate Social Responsibility (CSR) steht für die Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt. Dieser Artikel befasst sich mit der Definition von CSR, den damit verbundenen Herausforderungen und Chancen sowie den Möglichkeiten, wie Unternehmen durch nachhaltige Strategien Wettbewerbsvorteile erzielen können.

Was ist Corporate Social Responsibility (CSR): Definition und Kernprinzipien 

Corporate Social Responsibility beschreibt die freiwillige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen, die teilweise über gesetzliche Verpflichtungen hinausgeht. Dabei geht es darum, nicht nur die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens zu verfolgen, sondern auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen des eigenen Handelns zu berücksichtigen. CSR steht in direktem Zusammenhang mit den Sustainable Development Goals (SDGs) und zielt darauf ab, Unternehmen als treibende Kraft für eine nachhaltige Entwicklung zu etablieren. Die EU-Kommission definiert CSR als „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“.  

Die Kernprinzipien von CSR umfassen die ökologische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung eines Unternehmens. Diese drei Dimensionen bilden die Grundlage für jede CSR-Strategie. Unternehmen sollen demnach nicht nur Gewinne erwirtschaften, sondern auch einen positiven Beitrag für die Gesellschaft und die Umwelt leisten. 

Die ökologische Verantwortung zielt darauf ab, den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu minimieren, Emissionen zu reduzieren und den Umweltschutz zu fördern. Maßnahmen wie die Einführung von Energiemanagementsystemen, die Förderung erneuerbarer Energien und die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft sind zentrale Bestandteile. Die soziale Verantwortung hingegen konzentriert sich auf die Achtung der Menschenrechte, die Förderung fairer Arbeitsbedingungen und den Schutz von Gemeinschaften, die entlang der Lieferketten mit einem Unternehmen interagieren. Wirtschaftliche Verantwortung bedeutet, langfristig nachhaltige Gewinne zu erzielen und dabei faire Geschäftspraktiken zu wahren. 

Kritik und Herausforderungen 

Trotz ihrer positiven Intentionen steht CSR oft im Fokus kritischer Diskussionen. Eine der zentralen Herausforderungen besteht darin, eine Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und sozialen/ökologischen Zielen zu finden. Unternehmen sind häufig einem Spannungsfeld aus kurzfristigen Gewinnen und langfristigen Nachhaltigkeitszielen ausgesetzt. 

Eine weitere Schwierigkeit liegt in der Messung und Bewertung von CSR-Aktivitäten. In der Vergangenheit erschwerte die Vielzahl an Nachhaltigkeitsindikatoren und Berichterstattungsstandards eine einheitliche Bewertung von CSR-Aktivitäten erheblich. Dies führt nicht selten dazu, dass Unternehmen ihre CSR-Aktivitäten als reine Marketingstrategie nutzen – ein Phänomen, das als „Greenwashing“ bekannt ist und den Ruf der CSR gefährdet. Mit Berichtsvorgaben wie der EU-Taxonomie wurden verbindliche Standards eingeführt, die eine einheitlichere Bewertung ermöglichen und die Transparenz in der Berichterstattung stärken sollen. 

Auch die damit verbundenen Kosten stellen ein Hindernis dar. CSR erfordert erhebliche Investitionen, beispielsweise in die Umgestaltung von Lieferketten, die Einführung neuer Technologien oder die Entwicklung langfristiger Nachhaltigkeitsstrategien. Diese Maßnahmen können besonders für kleine und mittlere Unternehmen eine besondere Herausforderung darstellen. 

Transparenz und Kommunikation in der CSR 

Ein wesentlicher Bestandteil von CSR ist die transparente Kommunikation über Maßnahmen und deren Ergebnisse. CSR kann von einmaligen Spendenaktionen bis hin zu strategisch verankerten Nachhaltigkeitsmaßnahmen reichen. Nachhaltigkeitsberichte, die im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erstellt werden, konzentrieren sich speziell auf die Berichterstattung zu wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekten innerhalb des Unternehmens. Sie bieten Stakeholdern Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategie und fördern das Vertrauen zwischen Unternehmen und Öffentlichkeit. 

Gleichzeitig ist es wichtig, CSR nicht nur als internes Managementinstrument zu verstehen, sondern auch als Kommunikationsplattform, die soziale Verantwortung als Teil der Unternehmensidentität verankert. Eine effektive CSR-Kommunikation erfordert Authentizität, Konsistenz und den aktiven Dialog mit allen relevanten Stakeholdern. 

 

Maßnahmen für CSR in Unternehmen 

CSR wird in Unternehmen auf vielfältige Weise umgesetzt. Wichtiger als die bloße Vielfalt der Maßnahmen ist jedoch, den Fokus auf solche Initiativen zu legen, die die höchste Hebelwirkung entfalten und einen Mehrfachnutzen erzielen. Dies bedeutet, CSR-Maßnahmen nicht isoliert, sondern als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu betrachten. Viele Unternehmen entwickeln Programme zur Förderung erneuerbarer Energien oder setzen auf die Nutzung nachhaltiger Materialien in ihrer Produktion. Andere konzentrieren sich darauf, soziale Missstände zu adressieren, indem sie faire Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette fördern oder in lokale Bildungsprogramme investieren. 

Ein Beispiel für erfolgreiche CSR-Maßnahmen ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft in Unternehmen. Dies geschieht durch die verstärkte Nutzung recycelbarer Materialien in Produkten sowie die Implementierung zirkulärer Geschäftsmodelle. Solche Maßnahmen zeigen, wie CSR die Unternehmensstrategie bereichern und gleichzeitig positive Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt erzielen kann. Mehr zum Konzept der Kreislaufwirtschaft und dessen Umsetzung. 

 

CSR-Modelle und Ansätze 

Drei-Säulen Modell 

Das Drei-Säulen-Modell – auch bekannt als Triple Bottom Line – ist eine der bekanntesten Theorien in der CSR. Es unterteilt die Verantwortung von Unternehmen in die Bereiche Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Dieses Modell verdeutlicht, dass nachhaltiger Erfolg nur durch ein Gleichgewicht zwischen finanziellen, sozialen und ökologischen Leistungen erzielt werden kann. Die Unternehmen, die dieses Modell anwenden, verfolgen Strategien, die nicht nur auf Gewinnmaximierung abzielen, sondern auch die langfristige Stabilität von Gesellschaft und Umwelt fördern. Vertiefende Einblicke zur Triple Bottom Line und den Dimensionen der Nachhaltigkeit bietet diese EFS Podcast Folge. 

Das Vier-Stufen-Modell nach Carroll 

Archie Carrolls Modell bietet einen umfassenden Rahmen für die Einordnung von CSR-Aktivitäten. Es definiert vier Ebenen der Verantwortung: wirtschaftliche, rechtliche, ethische und philanthropische Verantwortung. Die wirtschaftliche Verantwortung bildet die Basis, da Unternehmen Gewinne erzielen müssen, um nachhaltig zu existieren. Darüber hinaus müssen sie sich an Gesetze halten (rechtliche Verantwortung), moralische Grundsätze respektieren (ethische Verantwortung) und freiwillige Beiträge zur Verbesserung der Gesellschaft leisten (philanthropische Verantwortung). 

CSR-Modell nach Hiß  

Das CSR-Modell von Hiß unterteilt die Verantwortungsbereiche eines Unternehmens in inneren, mittleren und äußeren Bereich. Der innere Bereich umfasst Maßnahmen wie die Förderung der Mitarbeiter:innenzufriedenheit und den Umweltschutz innerhalb des Unternehmens. Der mittlere Bereich konzentriert sich auf die Einhaltung von Standards in den Lieferketten und bei Geschäftspartnern. Der äußere Bereich betont die globale Verantwortung eines Unternehmens, etwa durch Engagement in internationalen Klimaschutzinitiativen. 

Der Stakeholder-Ansatz der CSR  

Der Stakeholder-Ansatz geht davon aus, dass Unternehmen eine Vielzahl von Anspruchsgruppen bedienen müssen, darunter Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Lieferant:innen, Investor:innen und die Gesellschaft. Dieser Ansatz legt besonderen Wert auf Stakeholder Management und den Aufbau von Beziehungen, die auf Vertrauen und Transparenz basieren. Unternehmen, die ihre Stakeholder aktiv einbinden, schaffen nicht nur Akzeptanz für ihre Maßnahmen, sondern fördern auch Innovationen und langfristige Wertschöpfung. 

Das Modell der zwei Dimensionen nach Quazi und O’Brien 

Dieses Modell betrachtet CSR entlang zweier Dimensionen: Reichweite und Ansatz. Unternehmen können CSR entweder lokal oder global integrieren und reaktive oder proaktive Strategien verfolgen. Die Wahl hängt von den individuellen Zielen, der Unternehmenskultur und den vorhandenen Ressourcen ab. Dieses Modell hilft Unternehmen, ihre CSR-Maßnahmen strategisch zu priorisieren. 

 

Die Zukunft von CSR: Trends und Entwicklungen 

Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden Unternehmen verpflichtet, detailliertere Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Dabei geht es nicht mehr nur um einzelne Umwelt- und Sozialmaßnahmen, sondern um die strategische Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch. Diese Veränderung macht CSR messbar und vergleichbar, was sowohl Potenziale als auch Herausforderungen mit sich bringt. Unternehmen mit bereits etablierten Strategien können durch transparente Berichterstattung Wettbewerbsvorteile erzielen, während andere ihre CSR-Maßnahmen gezielt weiterentwickeln müssen (Net Zero).  

Neben der Regulatorik spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle für die Zukunft der CSR. Digitale Technologien wie Blockchain und Künstliche Intelligenz (KI) bieten neue Möglichkeiten, Nachhaltigkeitsindikatoren in Echtzeit zu erfassen, zu analysieren und offenzulegen. Dies betrifft insbesondere die Transparenz in globalen Lieferketten, einem zentralen Feld der CSR. Blockchain-Technologie ermöglicht die lückenlose Nachverfolgbarkeit von Materialien und Produkten entlang der gesamten Lieferkette. So können Unternehmen sicherstellen, dass Umwelt- und Sozialstandards von allen Zulieferern eingehalten werden. 

Ein weiterer wichtiger Trend ist der zunehmende Stakeholder-Aktivismus. Kund:innen und Investor:innen fordern verstärkt, dass Unternehmen soziale und ökologische Verantwortung übernehmen. Unternehmen, die diese Erwartungen ignorieren, riskieren Imageschäden und finanzielle Einbußen. Gleichzeitig bietet die aktive Einbindung von Stakeholdern auch eine Chance, durch Dialog und Partizipation Vertrauen aufzubauen, um dadurch langfristig Wettbewerbsvorteile zu erzielen. 

Chancen und Risiken für Unternehmen 

Die Implementierung von CSR-Maßnahmen eröffnet Unternehmen vielfältige Chancen, die weit über eine reine Imagepflege hinaus gehen. Durch die Entwicklung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen können Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen und sich in wachsenden Märkten wie der Green Economy positionieren. Unternehmen, die CSR konsequent umsetzen, profitieren zudem von einem positiven Unternehmensimage, das nicht nur Talente anzieht, sondern auch die Loyalität der bestehenden Mitarbeitenden erhöht.  

Die Umsetzung von CSR erfordert tiefgreifende Anpassungen von Unternehmensstrukturen und -prozessen, was in der Regel mit erheblichen Investitionen verbunden ist. Vor allem die Einführung neuer Kontrollsysteme und die Erfassung von Nachhaltigkeitskennzahlen können ressourcenintensiv sein. Ein weiteres Risiko ist das sogenannte Greenwashing – die irreführenden oder übertriebenen Aussagen, die eine nachhaltige Unternehmensausrichtung vorzutäuschen. Unternehmen, denen Greenwashing nachgewiesen wird, riskieren erhebliche Imageschäden, die sich direkt auf das Vertrauen von Kund:innen, Investor:innen und Mitarbeitenden auswirken. 

Neben Imageschäden hat Greenwashing auch rechtliche Konsequenzen. In Österreich ist irreführende Werbung durch das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) untersagt. Beschwerden zu Greenwashing werden unter anderem vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) gesammelt, der bei Bedarf rechtliche Schritte gegen Unternehmen einleiten kann. Weitere Informationen dazu und eine Möglichkeit, potenzielle Verstöße zu melden, finden Sie im Greenwashing-Check des VKI. 

Um CSR erfolgreich zu gestalten, ist es jedoch nicht notwendig, überall gleichzeitig anzusetzen. Ein gezielter Fokus auf die wirkungsvollsten Maßnahmen – auch wenn diese nicht zwangsläufig die aufwendigsten oder teuersten sind – kann erste sichtbare Erfolge erzielen. Die Messung und Kommunikation dieser Erfolge stärkt das Vertrauen der Stakeholder und ebnet den Weg für eine schrittweise Weiterentwicklung der CSR-Strategie. Dieses iterative Vorgehen verringert die Einstiegshürde und schafft eine nachhaltige Basis für künftige Maßnahmen. So wird CSR nicht nur zu einem Kostenfaktor, sondern auch zu einem Wachstums- und Innovationsmotor, der Unternehmen resilienter und zukunftsfähiger macht. 

 

 

Fazit

Corporate Social Responsibility ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Unternehmensführung. Sie bietet Unternehmen die Möglichkeit, gesellschaftliche und ökologische Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Eine erfolgreiche CSR-Strategie erfordert Transparenz, langfristiges Denken und die aktive Einbindung von Stakeholdern.

EFS Consulting bietet Unternehmen die Möglichkeit, durch eine strategische Herangehensweise die Chancen von CSR auszuschöpfen und eine solide Grundlage für nachhaltiges Wachstum zu schaffen. 

 

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