EFS Consulting
10.12.2024

Von der Wegwerfgesellschaft zur Zirkularität   

Das traditionelle lineare Wirtschaftssystem, das nach dem „take-make-waste“-Prinzip funktioniert, hat weitreichende Folgen: Es führt zu steigenden Abfallmengen, einer zunehmenden Verknappung wertvoller Rohstoffe, einer alarmierenden Verringerung der Biodiversität und einer wachsenden Umweltbelastung. Diese konsumorientierten Muster überschreiten die planetaren Grenzen, da weltweit mehr Ressourcen verbraucht werden, als regeneriert werden können. Die Annahme, dass natürliche Ressourcen unbegrenzt verfügbar sind, muss dringend aufgegeben werden, denn Prognosen zeigen, dass der Ressourcenbedarf bis 2030 das Äquivalent von zwei Planeten und bis 2050 sogar von drei Planeten erreichen wird. Angesichts dieser Entwicklungen steht die Gesellschaft vor der dringenden Aufgabe, den Übergang von einer Wegwerfgesellschaft hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem zu vollziehen, um den steigenden Ressourcenverbrauch zu bremsen und Lösungen für die Umweltbelastung zu fördern. In diesem Insight wird die Thematik rund um Zirkularität ganzheitlich diskutiert.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Die Ellen MacArthur Foundation beschreibt die Kreislaufwirtschaft oder auch Zirkularität als ein System, in dem Materialien nicht zu Abfall werden und die Natur gleichzeitig regeneriert wird. Produkte und Materialien bleiben in einer Kreislaufwirtschaft durch Prozesse wie Wartung, Wiederverwendung, Aufbereitung, Wiederaufarbeitung, Recycling und Kompostierung im Umlauf. Zudem adressiert die Kreislaufwirtschaft globale Herausforderungen wie den Klimawandel, den Verlust der Biodiversität, Abfall und Umweltverschmutzung, indem sie wirtschaftliche Aktivitäten von der Nutzung begrenzter Ressourcen entkoppelt. Ein Blick auf den geschichtlichen Hintergrund zeigt, wie sich diese Idee über die Zeit hinweg weiterentwickelt hat. 

Um das Konzept der Zirkularität zu visualisieren, wurde das Butterfly-Modell, auch Kreislaufwirtschaftssystemdiagramm genannt, entwickelt. Das Modell veranschaulicht wie Produkte und Materialien in der zirkulären Wirtschaft kontinuierlich fließen und umfasst zwei Hauptzyklen: den biologischen Zyklus und den technischen Zyklus.  

Im technischen Zyklus wird der Wert von Produkten möglichst lange erhalten, indem sie in der Wirtschaft gehalten werden. Dies geschieht durch Strategien wie Wiederverwendung, Reparatur, Remanufacturing und Recycling. Im Gegensatz zum technischen Kreislauf wird beim biologischen Prozess abbaubares Material nach dem Nutzen der Natur zurückgegeben. Beispielsweise durch Kompostierung oder anaerobe Vergärung können diese Materialien wieder in die ökologische Kreislaufwirtschaft eingespeist werden. Auf diese Weise werden Nährstoffe zurück in den Boden gebracht, damit die Natur regenerieren und neue Rohstoffe produzieren kann. 

Geschichtlicher Hintergrund und Entwicklung der Zirkularität

Die Zirkularität ist kein neues Konzept, sondern hat historische Wurzeln: Bereits vor Jahrhunderten wirtschafteten Menschen nach einem Kreislaufsystem. Energie und Ressourcen stammten direkt aus der Natur, und Abfälle wie Küchenreste oder Asche wurden wieder in die Produktion eingebunden.
In den 1990er Jahren führte der britische Wirtschaftswissenschaftler David W. Pearce den Begriff „Kreislaufwirtschaft“ ein und definierte ihn, wobei er die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Minimierung von Abfällen betonte. Ende des Jahrzehnts wurde das „Cradle-to-Cradle“-Prinzip von Michael Braungart und William McDonough entwickelt, das eine geschlossene Kreislaufführung propagiert.  

Mit politischen Meilensteinen wie dem Kreislaufwirtschaftsgesetz von 1994 und dem EU Green Deal von 2019 gewann das Konzept zusätzlich an Bedeutung. Die Kreislaufwirtschaft bildet damit eine unverzichtbare Grundlage für nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaftsmodelle, die ökologische und ökonomische Herausforderungen gleichermaßen adressieren. 

Unterschied und Zusammenhang: Nachhaltigkeit & Kreislaufwirtschaft 

Um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten, lohnt es sich, zunächst die Unterschiede zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft kurz zu beleuchten. Nachhaltigkeit ist ein ganzheitliches Konzept, das die ökologische, ökonomische und soziale Dimension unseres Wirtschaftens in den Fokus rückt. Ziel ist es, die Bedürfnisse der heutigen Generation zu decken, ohne die Ressourcen und Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu gefährden. Die Kreislaufwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle, indem sie Ansätze und Lösungen bietet, um wirtschaftliche Aktivitäten ressourcenschonender und nachhaltiger zu gestalten. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Wirtschaftsmodell, das darauf abzielt, Ressourcen zu schonen, Abfälle zu minimieren und Materialien kontinuierlich im Kreislauf zu halten. Im Gegensatz zur traditionellen linearen Wirtschaft, die auf dem Prinzip „nehmen, produzieren, wegwerfen“ basiert, setzt die Kreislaufwirtschaft auf die Wiederverwendung und Regenerierung von Materialien und Produkten.  

Während Nachhaltigkeit ein breiteres Konzept ist, das sich auf den Erhalt von Ressourcen für zukünftige Generationen konzentriert, legt die Kreislaufwirtschaft den Fokus darauf, Ressourcen durch geschlossene Kreisläufe so effizient wie möglich zu nutzen.  

Die zentralen Grundprinzipien der Zirkularität 

  1. Abfallvermeidung durch zirkuläres Produktdesign
    Produkte werden so gestaltet, dass Abfälle gar nicht erst entstehen. Materialien bleiben durch Wiederverwendung, Recycling oder Reparatur im Kreislauf, wodurch Ressourcen effizient genutzt werden. 
  2. Vielfalt für mehr Widerstandsfähigkeit
    Ein diversifiziertes System ist stabiler und anpassungsfähiger gegenüber Störungen. Vielfalt in Prozessen, Materialien und Strategien stärkt die Robustheit der Kreislaufwirtschaft.
  3. Nutzung erneuerbarer Energien
    Erneuerbare Energien treiben die Kreislaufwirtschaft an, indem sie fossile Ressourcen ersetzen. Dies reduziert Emissionen und unterstützt eine nachhaltige Entwicklung. 
  4. Systemisches Denken
    Die Kreislaufwirtschaft betrachtet Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft als vernetzte Systeme. Lösungen werden so entwickelt, dass sie langfristig nachhaltig und ganzheitlich wirksam sind. 
  5. Kaskadennutzung von Ressourcen
    Ressourcen werden mehrfach genutzt, indem sie nacheinander in verschiedenen Prozessen eingesetzt werden. So wird ihr Wert maximiert und Verluste minimiert. 
  6. Verlängerung der Produktlebensdauer
    Produkte werden durch Reparatur, Wartung oder Wiederaufbereitung länger genutzt. Dadurch wird der Bedarf an neuen Ressourcen reduziert und Abfall vermieden. 

Warum ist Kreislaufwirtschaft notwendig? 

Seit 1862 geht der Kupferertrag stetig zurück, obwohl die Nachfrage nach diesem Rohstoff kontinuierlich steigt. Gleichzeitig nimmt die Menge an Elektroschrott weltweit immer weiter zu – Prognosen zufolge könnte sie bis 2030 knapp 75 Millionen Tonnen erreichen (vgl. Statista GmbH). Hinzu kommt, dass viele essenzielle Rohstoffe, die für Schlüsseltechnologien wie Energiespeicherung oder die Herstellung von Magneten unverzichtbar sind, geografisch stark konzentriert vorkommen. Diese Abhängigkeit von wenigen Ländern birgt erhebliche Risiken für globale Lieferketten. Parallel dazu steigt der weltweite Ausstoß von Kohlenstoffdioxid weiterhin an, was die Erderwärmung beschleunigt und weitreichende ökologische Konsequenzen nach sich zieht. 

Das Pariser Abkommen, die UN Sustainable Development Goals und der EU Green Deal unterstreichen die Dringlichkeit eines Umdenkens, um eine Grundlage für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Die Kreislaufwirtschaft bietet eine nachhaltige Antwort auf diese Herausforderungen. Sie zielt darauf ab, Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfälle zu minimieren und Primärmaterialien durch recycelte oder wiederverwendbare Komponenten zu ersetzen. Abfall wird dadurch zu einer wertvollen Ressource und fließt in den kontinuierlichen Materialkreislauf zurück. 

Herausforderungen bei der Umsetzung   

Die Etablierung eines zirkulären Geschäftsmodells bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. In der Produktentwicklung stellen insbesondere die Materialauswahl sowie das Produktdesign selbst zentrale Herausforderungen bei der Realisierung zirkulärer Geschäftsmodelle dar. Die Nutzung recyclingfähiger Materialien bildet dabei die Grundlage, um den Produktlebenszyklus zu schließen und eine nachhaltige Kreislaufführung zu ermöglichen.  

Eine weitere Hürde bei der Umstellung auf Kreislaufwirtschaft stellt die Technologie dar. Fundamental für ein erfolgreiches Recycling und eine optimierte Rückführlogistik, sind die Beschaffung und Nutzung von Daten der Produkte. Dafür ist eine technische Lösung essenziell. Eine Lösung bietet die Einführung eines digitalen Produktpasses, der die Möglichkeit bietet, einen übergreifenden Datenaustausch zu generieren. Damit soll eine einfache Rückführung aufgrund vollständiger Informationen über den Zustand des Produktes, der Reparatur oder effizienten Recycling garantiert werden.  

Die Neugestaltung der Lieferketten und der Aufbau einer Rückführlogistik erweisen sich bei der Implementierung der Kreislaufwirtschaft im Unternehmen als komplexe Aufgabe. Die gesamte Lieferkette spielt hier eine Schlüsselrolle und zählt zu den zentralen Handlungsfeldern der Transformation. Ein unterstützender Ansatz sind Rückgabezentren, die den Rückfluss von Produkten und Materialien erleichtern.  

Eine weitere wesentliche Aufgabe auf dem Weg zu einem zirkulären Geschäftsmodell stellt die finanzielle Hürde dar. Die höheren Kosten für zirkuläre Rohstoffe, die oft teurer sind als Primärrohstoffe, erzeugen zusätzlichen Preisdruck. Hinzu kommt der Mangel an Finanzierungen und Förderungen, die notwendig wären, um Investitionen in eine zirkuläre Ausrichtung zu ermöglichen. Trotz dieser Herausforderungen ist es entscheidend, das ökonomische Potenzial der Kreislaufwirtschaft zu erkennen und zu nutzen, um eine erfolgreiche Transformation zum zirkulärem Geschäftsmodell im Unternehmen voranzutreiben. Vor allem wird es als Unternehmen essenziell sein, um langfristig nachhaltig und wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Konkrete Beispiele der Kreislaufwirtschaft   

Ein anschauliches Beispiel dafür, wie Unternehmen trotz bestehender Herausforderungen das Potenzial der Kreislaufwirtschaft nutzen, liefert die Automobilindustrie mit innovativen Konzepten wie dem BMW i Vision Circular. Dieses Visionsfahrzeug wurde von BMW entwickelt, um zu demonstrieren, wie ein Fahrzeug vollständig aus recycelten Materialien hergestellt und zu 100 % recyclingfähig gestaltet werden kann. 

Ergänzend setzt BMW auf die Nutzung erneuerbarer Energien in der Produktion sowie die konsequente Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, um den CO₂-Ausstoß sowohl während der Herstellung als auch in der Nutzungsphase auf ein Minimum zu reduzieren. 

Kreislaufwirtschaft im Unternehmen fördern & starten  

Vorranging ist, das Bewusstsein der Mitarbeitenden für die Bedeutung und Vorteile der Kreislaufwirtschaft zu schärfen. Die Umsetzung dieses Ansatzes in Unternehmen erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein fundiertes Verständnis der zugrunde liegenden Prinzipien. 

Unternehmen sollten sich frühzeitig mit relevanten Richtlinien und Anforderungen auseinandersetzen, um nicht nur auf Veränderungen vorbereitet zu sein, sondern auch aktiv von ihnen profitieren zu können. Für produzierende kleine und mittlere Unternehmen empfiehlt es sich, zunächst mit dem Schließen von Ressourcenkreisläufen zu beginnen. Eine effiziente Transformation kann durch den Fokus auf Geschäftsmodelle gelingen, die die Nutzungsphase der Produkte optimieren. Solche Modelle tragen dazu bei, Ressourcenkreisläufe zu verlangsamen, zu dematerialisieren und intensiver zu gestalten, wodurch nachhaltige Mehrwerte geschaffen werden.  

5 Tipps an Unternehmen: 

  • Bewusstsein schaffen und Mitarbeitende einbinden  
  • Sich frühzeitig mit relevanten Anforderungen & Richtlinien auseinandersetzen und verstehen  
  • Ressourcenkreisläufe schließen  
  • Geschäftsmodelle anpassen  
  • Innovationen für Effizienz und Nachhaltigkeit nutzen 

Fazit  

Die Kreislaufwirtschaft ist eine Notwendigkeit und bietet Antworten auf die globalen Herausforderungen von Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und Klimawandel. Zentrale Hebel sind zirkuläres Produktdesign, innovative Geschäftsmodelle und technologische Lösungen. Diese ermöglichen eine umfassende Rückführlogistik und eine nachhaltige Wertschöpfungskette. Gleichzeitig stehen Unternehmen und Gesellschaft vor Herausforderungen wie höheren Kosten, technischen Hürden und der Notwendigkeit kultureller sowie organisatorischer Veränderungen.  

Langfristig wird die Kreislaufwirtschaft nicht nur zur ökologischen, sondern auch zur wirtschaftlichen Notwendigkeit, um Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Mit gezielter Unterstützung und innovativen Ansätzen kann der Übergang gelingen und eine nachhaltige Zukunft gestaltet werden. Kontaktieren Sie EFS Consulting und erfahren Sie mehr über Kreislaufwirtschaft als ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft! 

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