Engpässe in der Lieferkette
Engpässe in der Lieferkette können unterschiedlichste und vielfältige Ursachen haben.
Durch die turbulente Situation in der Supply Chain weltweit sind aktuell fast alle Branchen und Industrien von Engpässen betroffen. Eins der auffälligsten Beispiele ist auch die Automobilindustrie betroffen durch die globale Halbleiter-Krise. Aber wie kann man allgemein solchen Engpässen entgegenwirken? Und was kann ein Unternehmen im Bedarfsfalle tun, um den Engpass möglichst schnell zu beheben und die Situation wieder zu stabilisieren?
Aufbauend auf langjähriger Expertise im Lieferantenmanagement und laufender Betreuung von 50+ Lieferanten unserer Kunden bringen wir eine Übersicht der 7 wichtigsten Schritte zu einem strukturierten Backlog-Abbau.
1. Warnsignale wahrnehmen:
So wie jedes Unwetter sich vorher ankündigt, gibt es ebenso Warnsignale für einen kommenden Engpass. Diese Zeichen frühzeitig zu erkennen ist für erfolgreiches Lieferantenmanagement wertvoll, denn rasches Handeln und das Einsteuern rechtzeitiger Gegenmaßnahmen schafft eine Grundlage für weitere Stabilisierung.
Doch wie äußern sich diese Signale? Gestartet bei fehlender Liefertreue, dem Erscheinen branchenrelevanter Hindernisse, vermehrten Qualitätsmängel bis hin zu immer öfters verspäteten Lieferungen sind die ersten „sichtbaren“ Anzeichen. Komplexe und ausgiebige Lieferantenbewertungen sowie regelmäßige Interaktionen im Zuge des Lieferantenmanagements sind erste Schritte, um drohende Engpasssituationen frühzeitig zu erkennen.
2. Engpass-Ursachen identifizieren:
Um einen sinnvollen, auf Ihr Unternehmen abgestimmten Modus zur Engpassbehebung zu finden, müssen die Ursachen und Bottlenecks geklärt werden. Dies können interne Schwierigkeiten wie eine finanzielle Schieflage, Qualitätsnachlässe, Kapazitätsprobleme sein, aber auch externen Schwierigkeiten wie Naturkatastrophen, Nachfrageschwankungen oder branchenweite Materialknappheit. Für jeden Mix von Ursachen gibt es passende Lösungsansätze.
3. Transparenz sicherstellen:
Transparenz ist das A und O für eine gute Zusammenarbeit, egal ob innerhalb einer Firma oder zwischen mehreren Unternehmen. Um die aktuelle Situation richtig einschätzen zu können, ist je nach Schwere des Engpasses ein Audit oder Vor-Ort Assessment sinnvoll. Ein persönliches Gespräch hilft dabei die Herausforderungen und Handlungsfelder richtig zu verstehen und stärkt die Kooperationsbereitschaft.
4. Maßnahmen- und Recovery Plan erstellen:
Um geplant und strukturiert aus der Rückstandsspirale herauszukommen, ist im nächsten Schritt ein Maßnahmen- und Recovery Plan mit verbindlichen Commitment des Managements erforderlich. Eine schlanke und übersichtliche Reporting-Struktur hilft dabei, die Transparenz über die Maßnahmen und deren Erreichungsgrad zu erfassen und dabei die übergeordneten Ziele dadurch zu forcieren.
5. Priorisierung und Steuerung:
Aber wie kann ein Recovery Plan jemals umsetzbar sein, wenn nicht einmal die Akutbedarfe gedeckt werden können? In dem man Ressourcen durch gezielte Priorisierung gewinnt. Ein strukturierter und effizienter Abbau erfordert Moderation, Abstimmung und genaues Tracking. EFS Consulting setzt dafür ein modulares Backlog Cockpit als dynamisches System zur ganzheitlichen Pipeline-Überwachung und Produktions-Priorisierung ein. Die operative Steuerungsparameter werden dabei mit einer transparenten Verfolgung von Maßnahmen, sowie einem fachbereichsübergreifendem Lieferanten-Assessment ergänzt.
6. Bypass-Prozesse auf dem erforderlichen Minimum halten:
Manchmal ist es für einen möglichst großen Hebeleffekt in möglichst kurzer Zeit erforderlich, den Standard-Prozessablauf zu beschleunigen, oder mit einem Bypass-Prozess umzugehen. Damit aber anschließend ein sanfter Übergang in die Serienprozesse möglich ist, darf die Serien-Systemwelt, während der Eskalations-Phase nicht komplett vernachlässigt werden. Nach einer begrenzten Zeit des Eskalationsmanagements muss zwingend eine Stabilisierung eingeplant und mit voller Unterstützung aller Beteiligten wiederhergestellt werden.
7. Lessons learned und Implikationen ableiten:
In der Regel sind Implikationen aus dem Rückstandsabbau lieferantenübergreifend anzuwenden. Im Zuge einer präventiven Lieferantenstrategie sind die Lessons Learned ins KVP-System zu überleiten. Risiko-Analysen können auf Basis der Erkenntnisse aktualisiert werden, um die Lieferanten-Landschaft adäquat zu evaluieren und das Risiko entlang der branchenspezifischen Umwelt zu identifizieren.
Diese 7 Schritte können als Bestandteil des „gezielten Feuerlöschens“ verstanden werden. Und während dies von höchster Relevanz für den operativen Erfolg eines Unternehmens ist, darf trotzdem die strategische Sichtweise nicht aus den Augen gelassen werden. Zum langfristigen Aufbau einer resilienten Supply Chain und systematischer Engpass-Prävention müssen die gewonnen Erkenntnisse in die strategischen Entscheidungen hinsichtlich Sourcing-Strategie, Bestandsmanagement, oder gar Produkt-Design einfließen.
Daher stellen sich nun die Fragen:
Ist Ihr Unternehmen eventuell schon mit Eskalationsfällen in der Supply Chain konfrontiert?