EFS Consulting
10.09.2024

Net Zero: Ein ambitioniertes Ziel für eine klimaneutrale Zukunft?

Net Zero ist ein ambitioniertes, aber notwendiges Klimaschutzziel, um die im Pariser Klimaabkommen verabschiedete 1,5°C-Grenze für die globale Erwärmung tatsächlich dauerhaft zu unterschreiten. Dieser Artikel gibt einen Einblick, was Net Zero eigentlich bedeutet, wie es sich von anderen gängigen Konzepten unterscheidet und durch welche Maßnahmen Net Zero tatsächlich realisiert werden kann.

Net-Zero-Emissionsziele: Was bedeutet das?

Definition von Netto-Null

Netto-Null beschreibt einen Zustand, in dem alle Treibhausgasemissionen, die innerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen, durch Maßnahmen ausgeglichen werden, die der Atmosphäre aktiv Treibhausgase entziehen. Insgesamt verbleibt somit eine Netto-Emission von 0, womit die Aktivitäten des Unternehmens unter dem Strich keinen negativen Einfluss auf das Klima haben.

Ziel und Hintergrund

Prognosen gehen davon aus, dass die globale Erwärmung ohne zusätzliche Maßnahmen bis zum Jahr 2100 (Business-as-usual-Szenarien) etwa 4°C über dem vorindustriellen Niveau liegen könnte. Einige Szenarien befürchten sogar eine noch höhere potenzielle Erwärmung der Erdatmosphäre.

Im Februar 2024 lag die Erderwärmung im Jahresdurchschnitt bereits 1,52 Grad Celsius über dem vorindustriellen Referenzwert. Um den menschlich verursachten Klimawandel zu bremsen und die Erderwärmung bei 2°C – oder sogar bei 1,5°C – zu stabilisieren, sehen sich Staaten wie auch Unternehmen gezwungen, ambitionierte Klimaziele zu setzen und spätestens bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Unterschied: CO2 neutral vs. Net Zero vs. Klimaneutral vs. Netto Positiv

Die Begriffe CO2 neutral, Net Zero und Klimaneutralität werden häufig synonym verwendet oder miteinander verwechselt. Dazu kommt, dass die Begriffe jeweils auch mit unterschiedlicher Bedeutung verwendet werden.

CO2 Neutralität ist von all diesen Zielen das schwächste Ziel, denn es bezieht sich ausschließlich auf CO2 Emissionen, die nur einen Teil der klimawirksamen Treibhausgasemissionen ausmachen. CO2 Neutralität bedeutet, dass Kohlendioxid-Emissionen, die nicht vermieden werden können, durch Maßnahmen ausgeglichen werden, die der Atmosphäre Kohlendioxid im gleichen Ausmaß entziehen. Der CO2 Fußabdruck liefert die Information über die erforderliche CO2 Kompensation, um CO2 Neutralität zu erreichen.

Um Net Zero zu erreichen, reicht es nicht, nur auf die CO2 Emissionen zu achten, sondern es werden alle verursachten Treibhausgasemissionen betrachtet. Alle verbleibenden Emissionen, die nicht durch entsprechende Maßnahmen reduziert werden konnten, die sogenannten Residualemissionen, werden durch Treibhausgas-reduzierende Maßnahmen kompensiert, wie zum Beispiel durch Investitionen in Senkenprojekte.

Net Zero ist auch die Grundlage für Klimaneutralität. Zusätzlich müssen hierfür jedoch auch alle menschgemachten klimawirksamen Veränderungen rückgängig gemacht werden (Beispiele hierfür wären Landnutzung, Bodenversiegelung oder auch der Rückgang von Reflexionsflächen durch Reduktion der Schnee-/Eisflächen).

Für Unternehmen, die Climate Leadership anstreben, ist auch die Definition von Netto-Positiven Emissionszielen denkbar. In diesem Fall werden die nicht vermeidbaren Emissionen durch geeignete Maßnahmen sogar netto überkompensiert.

Maßnahmen: Klimaschutzprojekte in Unternehmen

Unternehmen, die mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie Net Zero realisieren wollen, können sich an wissenschaftsbasierten Konzepten verschiedener Nachhaltigkeitsinitiativen orientieren.

Teilziele

Ein wichtiger Schlüssel zur Erreichung einer Klimaführerschaft liegt darin, geeignete Teilziele zu definieren. So setzt der UN Global Compact beispielsweise das Teilziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 50% zu reduzieren, um bis 2050 Net Zero zu erreichen. In dem EFS Insight zu Dekarbonisierung wird auf die Möglichkeiten eingegangen, wie Unternehmen aber auch andere Stakeholder zur Erreichung der dazu erforderlichen CO2 -Reduktion beitragen können.

Die Science Based Target Initiative (SBTi) kann hinzugezogen werden, um die festgelegten Ziele auf wissenschaftlicher Basis zu validieren und Feedback zu geben, inwiefern die Ziele geeignet sind, um Net Zero tatsächlich zu erreichen. Als sektorübergreifende Ziel-Richtwerte gibt SBTi an, Emissionen bis 2030 um 42% und bis 2050 um insgesamt 90% zu senken.

Optimierung der bestehenden Geschäftsmodelle

Die Erreichung dieser Ziele kann in der Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells liegen, beispielsweise durch die Substitution von CO2 -belasteten durch CO2 .

Es kann aber auch notwendig sein, neue Technologien und Innovationen einzusetzen, um z.B. entstandene Emissionen zu binden und zu speichern. In manchen Bereichen müssen Geschäftsmodelle sogar völlig neu gedacht werden (z.B. Kreislaufwirtschaftsmodelle oder neue Geschäftsfelder im Sinne der sustainable Transformation), um den eigenen CO2 Ausstoß zu reduzieren und ressourcenschonend zu arbeiten.

Natürliche CO2 -Senken

Schließlich gilt es zu entscheiden, wie die verbleibenden, nicht vermeidbaren Emissionen kompensiert werden können. Hier besteht entweder die Möglichkeit, natürliche CO2 -Senken zu nutzen und zu fördern (d.h. die CO2 -Speicherkapazität von Böden, Pflanzenmaterial oder Meeren zu nutzen) oder technologische Lösungen einzusetzen, um der Atmosphäre CO2 aktiv zu entziehen und in einem Speichermedium zu binden.

Unternehmen können diese Maßnahmen entweder unmittelbar umsetzen oder aber entsprechende Projekte fördern, um ihre eigenen Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren oder sogar netto positiv zu werden.

EFS-Tipps: Schritte zur Umsetzung einer Net-Zero-Strategie

Tipp 1: Status Quo bestimmen

Beginnen Sie dort, wo Sie heute stehen – und definieren Sie davon ausgehend die nächsten möglichen Schritte. Ihr aktueller CO2-Fußabdruck ist der beste Ausgangspunkt und zeigt Ihnen, welche Hebel Sie am besten in Bewegung setzen können, um Ihr Ziel „Net Zero“ zu erreichen. Berücksichtigen Sie dabei auch jene Emissionen, die in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette entstehen und ermitteln Sie zusätzlich auch durch Ihre Aktivitäten verursachte andere Treibhausgase.

Tipp 2: Wissenschaftsbasierte Szenarien nutzen

Nutzen Sie wissenschaftsbasierte Szenarien, vorzugsweise branchen- und regionsspezifisch, um Ihre Ziele auf dem Weg zu Net Zero zu definieren. Identifizieren Sie mögliche Quick Wins und setzen Sie diese direkt um – je früher eine Treibhausgas-Reduktion umgesetzt wird, desto positiver wirkt sie sich insgesamt aus.

Tipp 3: Mutig und kreativ sein

Seien Sie mutig, kreativ und offen für Neues – trauen Sie sich und erlauben Sie Ihren Mitarbeitenden, das Bestehende in Frage zu stellen und neu zu denken. Betrachten Sie nicht nur die Lösungsansätze in der eigenen Branche – Inspirationsquellen können sämtliche Unternehmen und Länder sein, die dem Ziel Net Zero schon einen Schritt näher sind als Sie selbst.

Tipp 4: MVPs (Minimum Viable Products) nutzen

Setzen Sie bei größeren Veränderungen zunächst auf MVPs (Minimum Viable Products), um möglichst schnell herauszufinden, ob Sie auf dem richtigen Weg sind. Reflektieren Sie Ihre Erfahrungen und gehen Sie dann den nächsten Schritt.

Tipp 5: Machen Sie Betroffene zu Beteiligten

Wer ist von Treibhausgasemissionen betroffen? Mitarbeitende, Kund:innen, regionale Institutionen an Ihren Standorten, Investor:innen, Kooperationsunternehmen – Sie alle können Ihre Net Zero Strategie bereichern und deren Umsetzung mittragen.

Tipp 5: Netzwerke aufbauen

Vernetzen Sie sich mit gleichgesinnten Unternehmen – nutzen Sie die Chance, voneinander zu lernen, sich gegenseitig bei der Erreichung ihrer Net-Zero-Ziele zu unterstützen und mögliche Hindernisse zu überwinden.

Fazit

Immer mehr Organisationen nehmen die aktuellen Prognosen der Klimaforschung sehr ernst und ersetzen CO2neutrale Ziele durch ambitionierte Net-Zero-Strategien. Die Motivationen dafür sind unterschiedlich. Ganz gleich, ob Sie sich aus regulatorischen (Stichwort CSRD-Reporting), wirtschaftlichen und/oder ethischen Gründen mit diesem Thema auseinandersetzen: EFS Consulting steht Ihnen als kompetenter Partner zur Seite. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie auch Ihr Unternehmen einen bestmöglichen Beitrag zur Erreichung unserer globalen Klimaziele leisten und sich damit ehrlich und transparent als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen auf dem Markt positionieren kann.

 

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