EFS Consulting
17.07.2024

Betriebliches Mobilitätsmanagement: Ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die verschieden Arten der Betrieblichen Mobilität, zeigt Verbesserungspotenziale im Hinblick auf die Betriebliche Mobilität auf und stellt innovative Mobilitätsstrategien und -Konzepte für Unternehmen vor, um Kosten, Zeit und Emissionen einzusparen und Städte langfristig in lebenswertere und nachhaltigere Lebensräume umzugestalten.

Status Quo 

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach effizienten, nachhaltigen und zugänglichen Verkehrslösungen deutlich gestiegen. Ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen der EU sind auf den Verkehr zurückzuführen. 71,7% davon stammen aus dem Straßenverkehr. Davon stammt die Hälfte wiederum aus der betrieblichen Mobilität, wodurch Unternehmen einen erheblichen Teil zum werktäglichen Verkehrsaufkommen beitragen. Eine Umfrage zu Gründen für die Nutzung des PKW ergab, dass 47% der Österreicher:innen auf Grund von Freizeit, Einkauf, Erledigungen oder Ausbildung in den PKW steigen, 39% für den Arbeitsweg und 14% für Dienst- oder Geschäftswege. Insgesamt wird rund die Hälfte der Arbeitswege in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit dem PKW zurückgelegt und wirken sich damit auf das Klima aus. (Praxishandbuch nachhaltiges Betriebliches Mobilitätsmanagement, Falkinger & Lindinger). 

 

Betriebliche Mobilität 

Betriebliche Mobilität umfasst alle von einem Unternehmen erzeugten Güter- und Personenverkehrsbewegungen. Neben den Berufs- und Pendlerwegen der Beschäftigten gehören zu diesen Bewegungen auch Dienstwege und -reisen, Besucher:innen- und Kund:innenwege sowie die Abwicklung des Liefer- und Versandverkehrs. (Handlungsleitfaden Mobilitätsmanagement für Betriebe) 

 

Arten der Betrieblichen Mobilität 

1. Dienstliche Mobilität:

Alle Strecken, die im Auftrag des Arbeitgebers während der Dienstzeit zurückgelegt werden. Beispielsweise Pflegekräfte eines mobilen Pflegedienstes, die von Patient:in A zu Patient:in B fahren. 

2. Berufs- und Pendlerverkehr: 

Die Strecken, die man zur Arbeit zurücklegt, zum Beispiel die Fahrt mit dem PKW von zu Hause ins Büro. 

3. Besucher:innen- und Kund:innenwege:

Wege, die von Kund:innen oder Besucher:innen zurückgelegt werden müssen, um zum Firmenstandort zu gelangen, wie z.B. der Weg einer Angehörigen einer pflegebedürftigen Person in die Leitstelle des Pflegedienstes, um den Leistungsumfang zu klären. 

4. Werksverkehr:

Innerbetriebliche Wege, die entweder am Firmengelände oder zwischen verschiedenen Firmenstandorten eines Unternehmens zurückgelegt werden. Beispielsweise der Transport von Pflege-Equipment von Unternehmensstandort A und zu Unternehmensstandort B. 

Auswirkungen der Betrieblichen Mobilität 

Betriebliche Mobilität wirkt sich auf Kosten, Zeit, Umwelt, Sicherheit, Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden aus. Durch eine Analyse der Mitarbeiter:innenwege, sowohl zur als auch während der Arbeit können Optimierungspotenziale aufgedeckt werden. Dadurch können die Auslastung erhöht und die Anzahl der Fahrzeuge und somit auch die damit verbundenen Kosten und Emissionen reduziert werden.

Gleichzeitig bewirkt eine Umstellung der Antriebstechnologien eine weitere Reduktion der Emissionen. Zusätzliche Einsparungspotenziale verbergen sich hinter einer effizienten Routenplanung, optimierten Dienstreisen oder auch einer optimierten Parkraumbewirtschaftung. Mehr zum Thema Parkraumbewirtschaftung in dem EFS Consulting Whitepaper | Parken – ein intermediate Good der modernen Volkswirtschaft?. 

Flexible und bequeme Mobilitätsangebote steigern zudem die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden. Fahrradfahren reduziert Krankstandstage, da durch mehr Bewegung die Fitness gesteigert werden kann, und Car- oder Bike-Sharing kann kostspielige private Anschaffungen der Mitarbeitenden ersparen. Moderne Mobilitätskonzepte sind besonders für jüngere Generationen attraktiv und beeinflussen die Wahl des Arbeitgebers und können Mitarbeiter:innenfluktuation reduzieren.

Unternehmen, die in moderne Mobilitätskonzepte investieren, können also auf mehreren Ebenen profitieren. Sie können gleichzeitig effizienter arbeiten, sich besser an Marktveränderungen anpassen und ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen. 

 

Betriebliches Mobilitätsmanagement 

Mit der betrieblichen Mobilität und der erfolgreichen Umsetzung moderner Mobilitätskonzepte, geht auch das Betriebliche Mobilitätsmanagement einher. Betriebliches Mobilitätsmanagement besteht aus der „systematischen, verkehrsträgerübergreifenden Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes.“ Mehr zu diesem Thema finden Sie im BMM Leitfaden 2019. 

Bestandteile des Betrieblichen Mobilitätsmanagement 

Betriebliches Mobilitätsmanagement muss auf Unternehmensstrukturen und die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft ausgelegt werden, damit es auch angenommen und somit seine volle Wirkung entfalten kann. Das bedeutet aber auch, dass es kein allgemein gültiges „Kochrezept“ für die Umsetzung gibt. Folgende Schritte dienen dennoch als Grundlage: 

  1. Bestandsaufnahme 
  2. Analyse der Ist-Situation 
  3. Identifikation vermeidbarer Wege, Transportmittel, etc. 
  4. Identifikation vorhandener öffentlicher und vorhandener ausbaubarer unternehmensinterner Infrastrukturen 
  5. Organisation verbesserter oder neuer Mobilitätslösungen 
  6. Schaffung von Anreizsystemen für Nutzer:innen 
  7. Kommunikation an die Nutzer:innen 
  8. Kontinuierliche Weiterentwicklung der Mobilitätslösungen auch nach einer erfolgreichen ersten Implementierung 

Herausforderungen bei der Umsetzung 

Die Entwicklung und Einführung nachhaltiger Mobilitätslösungen haben viele positive Auswirkungen. Damit einher gehen aber auch so manche Herausforderungen. Da es kein allgemeines „Kochrezept“ gibt, müssen Lösungen individuell entwickelt werden. Unterschiedliche Lebensrealitäten und Bedürfnisse müssen von Beginn an miteinbezogen werden. Das benötigt Zeit und eine möglichst genaue Erfassung der Ist-Situation. Da Bewegungsmuster oftmals nicht erfasst werden, schon gar nicht außerhalb der Dienstzeit, stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, die Informationen überhaupt zu beschaffen.  

Eine weitere Herausforderung stellen die enormen Unterschiede zwischen ländlichen und (sub)urbanen Bereichen dar. Mobilitätsbedürfnisse und infrastrukturelle Angebote unterscheiden sich oft grundlegend. In beiden Fällen ist aber ein ganzheitlicher und interdisziplinärer Ansatz – weg von einzelnen Verkehrsträgern – ausschlaggebend. Dies kann herausfordernd sein, da die Anliegen mehrerer Parteien in einem Konzept vereint werden müssen. Gleichzeitig ist es aber auch eine enorme Chance, gemeinsam ein ganzheitliches Ziel zu verfolgen und umzusetzen.  

Nach einer erfolgreichen Umsetzung ist die Arbeit allerdings nicht getan. Mobilitätskonzepte müssen laufend an die sich verändernden inner- sowie außerbetrieblichen Anforderungen angepasst und verbessert werden. Unternehmen stehen vor der Herausforderung dies auch konsequent durchzuführen und alle benötigten Daten kontinuierlich zu erfassen. 

Vorteile des Betrieblichen Mobilitätsmanagement 

Effizientes und nachhaltiges Betriebliches Mobilitätsmanagement hat positive Auswirkungen auf die Umwelt, das Unternehmensbudget und die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden und hilft Unternehmen dabei unter anderem folgende Themen zu adressieren:  

  • Wettbewerbsfähigkeit 
  • Nachhaltigkeitsanforderungen 
  • Kosteneffizienz 
  • Zufriedenheit der Mitarbeitenden 
  • Bindung der Mitarbeitenden 
  • digitale Transformation und steigender gesellschaftlicher und politischer Druck. 

Es gibt also gute Gründe für Unternehmen, das Thema betriebliche Mobilität zu betrachten. Sowohl die ökonomischen als auch die ökologischen und sozialen Vorteile überwiegen gegenüber dem finanziellen und zeitlichen Aufwand. 

Beispiele für Mobilitätsmaßnahmen 

Im folgenden werden Maßnahmen genannt, welche eine erfolgreiche Umsetzung der betrieblichen Mobilität versprechen:  

  • Parkraummanagement: Effiziente Bewirtschaftung des Parkraums kann unterschiedlich umgesetzt werden, Details dazu in der EFS Podcast Folge „Das Parken von Morgen 
  • Fuhrparkanalyse: Analyse von Fuhrpark-Eigenschaften und -Auslastungen zur Ableitung von Verbesserungs- und Einsparungspotenzialen 
  • Erfassung von Mobilitätsmustern: Nutzung moderner Technologien zur Erfassung aktueller Verhaltensmuster, um diese zu analysieren und Verbesserungs- und Einsparungspotenziale abzuleiten 
  • Umstellung der Antriebstechnologie: Reduktion von CO2-Emissionen und Fuhrparkkosten durch nachhaltige Antriebe inkl. Bereitstellung der Firmeneigenen Ladeinfrastruktur, um Kosten zu sparen und den Mitarbeitenden ein unkompliziertes Laden während der Arbeitszeit zu ermöglichen 
  • Öffi-Ticket: Bereitstellung von Öffi-Tickets, um die Nutzung des ÖPNV zu fördern, sowohl im Zuge der Betrieblichen Mobilität als auch bei unternehmensexternen Fahrten in der Freizeit 
  • Kooperation: gemeinsam mit anderen Unternehmen und Verkehrsträgern den Ausbau des ÖPNV oder von Radwegen initiieren 
  • Aufklärung: Vermittlung von Wissen über das Angebot und die Vorteile der vorhandenen Mobilitätslösungen gegenüber der Belegschaft 
  • Reduktion von Geschäftsflügen: nicht alle Termine müssen Vor-Ort stattfinden, Geschäftsreisen können durch Online- oder Hybrid-Termine vermieden werden 
  • Schaffung von Anreizsystemen: durch die Schaffung von Anreizen, wie einem Punktesammelsystem mit anschließender Möglichkeit diese für Goodies einzutauschen, kann der nachhaltige Verkehr im Unternehmen gefördert werden 
  • uvm.

 

5 EFS Tipps zur erfolgreichen Umsetzung des Betrieblichen Mobilitätsmanagements 

Hier noch 5 Tipps von EFS Consulting, für die erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger betrieblicher Mobilität. 

Eine Strategie sollte dabei immer nach dem Prinzip Vermeiden – verlagern – verbessern ausgearbeitet werden – sprich nicht nötige Wege werden eliminiert, nötige auf nachhaltigere und effizientere Verkehrslösungen/Transportmittel umgestellt und abschließend die übriggebliebenen „alten“ Lösungen verbessert.   

 

  1. Status-Quo Erhebung soll Informationen möglichst exakt erfassen, um eine gute Basis und Gesamtübersicht über das Mobilitätsverhalten zu erlangen 
  2. Einbindung der Mitarbeitenden idealerweise von Beginn an, um die Mobilitätslösungen an die Bedürfnisse der Nutzer:innen anpassen zu können 
  3. Holistische Sichtweise soll eine gesamtheitliche Betrachtung der Mobilität, welche verschiedene Mobilitätslösungen miteinander verbindet (E-Mobilität, Fahrräder, …), ermöglichen 
  4. Schaffung von Bewusstsein, um die Mitarbeitenden über die Relevanz nachhaltiger Mobilitätslösungen und das Vorhandensein von Angeboten zu informieren 
  5. Einholung von Feedback der Nutzer:innen, um eine kontinuierliche Verbesserung voranzutreiben  

 

Fazit 

Mobilitätslösungen verbessern nicht nur die Lebensqualität, sondern eben auch den Weg in eine nachhaltigere und vernetzte ZukunftBetriebliches Mobilitätsmanagement ist von entscheidender Bedeutung, um die vielfältigen Bedürfnisse der modernen Stadtbevölkerung zu erfüllen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle erfolgreich zu entwickeln. Gestalten Sie also gemeinsam mit EFS Consulting die Mobilität der Zukunft! 

Insights

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