EFS Consulting
16.12.2024

Overtourism: Ursachen, Auswirkungen und Lösungen für den Massentourismus

Ob für einen Familienbesuch, einen Urlaub in einem verschneiten Skigebiet oder für eine Städtereise - Millionen Menschen nutzen die bevorstehende Weihnachtszeit, um zu verreisen. Und so wird auch zu dieser Zeit, das Problem des “Overtourism” besonders sichtbar. Beliebte Reiseziele wie beispielsweise Hallstatt (Österreich) stoßen dabei besonders in der Hochsaison an ihre Grenzen. In diesem Artikel werden Ursachen, Auswirkungen als auch mögliche Lösungsansätze im Kontext Mobilität diskutiert.

Was ist Overtourism? 

Overtourism auch Massentourismus oder Übertourismus genannt, bezeichnet die Überlastung von Regionen, Städten oder auch Naturlandschaften durch zu viele Tourist:innen. Übersteigt die Anzahl der Tourist:innen die Kapazitäten eines Reiseziels, werden durch Overtourism die damit einhergehenden negativen Auswirkungen beschrieben. Zu diesen negativen Auswirkungen zählen überfüllte Straßen und Parkplätze, Umweltverschmutzungen oder auch lange Warteschlangen an Sehenswürdigkeiten. Auch für die Bevölkerung hat der Massentourismus durch beispielsweise steigende Lebenserhaltungskosten gravierende Nachteile.  

 

Ursachen von Overtourism 

Die Ursachen von Overtourismus sind vielfältig und komplex. Sowohl wirtschaftliche, soziale als auch technologische Faktoren spielen eine Rolle, die zusammen zu einer Überlastung führen. Im Folgenden werden die wichtigsten beleuchtet. 

Wachstum des globalen Tourismus 

Der globale Tourismus hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer der bedeutendsten Branchen entwickelt. Steigendes Einkommen, verbesserte Verkehrsinfrastruktur als auch vor allem der Wunsch nach kulturellem Austausch hat dafür gesorgt, dass sich die Zahl der Touristenankünfte seit den 1950er Jahren1 vervielfacht hat. Trotz zunehmender Herausforderungen wie Wirtschaftskrisen, Pandemien und Umweltbelastungen ist kein Rückgang der Reisebereitschaft zu verzeichnen.  

Steigende Reisezahlen durch günstige Flüge und Pauschalreisen 

Noch nie war es so einfach und leistbar zu Reisen wie jetzt. Billigflüge und günstige Pauschalreisen machen Reisen für immer mehr Menschen leistbar. Besonders zur Winterzeit sind vor allem Städtereisen nach beispielsweise Kopenhagen, Paris, Prag oder London äußerst beliebt. 

Die Auswirkungen der Digitalisierung: Social Media als Reiseführer und Empfehlungssystem 

Ist man auf Plattformen wie Instagram, YouTube, Pinterest unterwegs, kann man den Reiseempfehlungen, Bildern und Videos von zauberhaften Stränden, charmanten Altstädten oder kristallklaren Seen, nicht entkommen. Der Wunsch selbst in den Genuss zu kommen, bringt viele Menschen dazu, zu den auf Instagram beworbenen Orten zu reisen, was die Konzentration des Tourismus auf bestimmt Reiseziele zusätzlich verstärkt. 

Globale Trends und steigende Mobilität 

Steigender Wohlstand, Billigflüge und Social Media machen Reisen einfacher und leistbarer. 

Vor allem der Wachstum der Mittelschicht durch den wirtschaftlichen Aufschwung in Schwellen- und Entwicklungsländern, führt zu einem weiteren starken Anstieg der Nachfrage nach internationalen Reisen. Auch bei der Recherche für unser Whitepaper ist deutlich geworden, dass ein gesellschaftlicher Trend gibt, der zeigt, dass Menschen nun häufiger reisen, aber dafür kürzer. 

 

Infrastrukturprobleme und unregulierte Besucherströme 

Während der Tourismus viele wirtschaftliche Vorteile für die Regionen mit sich bringt, müssen andererseits auch erhebliche Herausforderungen in Betracht gezogen werden. 

Fehlende Kapazitätsplanung 

Viele Reiseziel sind nicht auf die Massen von Tourist:innen ausgelegt. Beispielsweise kann die Infrastruktur von historischen Altstädten wie Venedig den enormen Besucherströmen nicht standhalten. 

Herausforderung durch unkontrollierte Mobilität 

Unkontrollierte Mobilität führt zu überlasteten Straßen, überfüllten Parkplätzen und einer verschlechterten Luftqualität durch den erhöhten CO2-Ausstoß. Große Touristengruppen, die vor allem durch Reisebusse und Kreuzfahrtschiffe zu den touristischen Hotspots gebracht werden, erhöhen auch die Lärmbelastung in Städten.   

Die Rolle der Mobilität in der Tourismusüberlastung   

Die Mobilität spielt eine zentrale Rolle in Bezug auf die Überlastung. Vor allem die Wahl des Verkehrsmittels (Flugzeug, Kreuzfahrtschiff, Auto) hat enorme negative Auswirkungen. Umso notwendiger ist die Integration von nachhaltigen Mobilitätskonzepten wie Carsharing und der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln. In dem EFS Consulting Whitepaper zu den Herausforderungen der touristischen Mobilität im Alpenraum wird noch näher darauf eingegangen, wie durch eine Kombination aus alternativen Verkehrsmitteln als auch innovativen Mikromobilitätskonzepten die Umwelt geschont und gleichzeitig die touristische Erfahrung verbessert werden kann.  

 

Auswirkungen von Overtourism auf Städte und Natur 

Die Folgen von Übertourismus betreffen die Umwelt aber auch die Lebensqualität der Menschen, die dort leben. 

Soziale Auswirkungen 

Für Einheimische bedeutet dies oft einen deutlichen Verlust der Lebensqualität. Überfüllte Straßen, Lärm und steigende Lebenshaltungskosten sind nur ein paar negative Folgen, die der Massentourismus mit sich bringt. Die steigenden Lebenshaltungskosten zeigen sich vor allem durch steigende Mietpreise, verursacht durch die hohe Nachfrage an Ferienunterkünften, was zur Folge hat, dass viele Einheimische ihr Zuhause verlassen müssen.  

Ökologische Folgen 

Der Overtourismus hat oft auch Folgen für die Umwelt. So hinterlassen Tourist:innen deutliche Spuren in Skigebieten, Stränden oder Städten durch Müllablagerungen und unsachgemäße Nutzung und gefährden dabei empfindliche Ökosysteme und schädigen die Umwelt dauerhaft. Auch der erhöhte CO2-Ausstoß, durch die An- und Abreise führt zu einer erheblichen Belastung der Umwelt und hat weitreichende Folgen. 

Wirtschaftliche Effekte 

Einerseits trägt der Übertourismus zum Wachstum der lokalen und nationalen Wirtschaft bei, da dadurch Arbeitsplätze geschaffen und Einnahmen generiert werden. Andererseits kann dadurch auch eine einseitige Abhängigkeit von der Tourismusbranche entstehen, was sich insbesondere in Krisenzeiten wie einer Pandemie negativ auswirkt.  

 

Strategien und Gegenmaßnahmen  

Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch Overtourism sind effektive Strategien und Gegenmaßnahmen erforderlich, um die negativen Auswirkungen auf Umwelt, Infrastruktur und Lebensqualität zu minimieren. 

Dezentralisierung des Tourismus 

Durch gezielte Förderungen alternativer Reiseziele, wie durch beispielsweise ein gezieltes Marketing für weniger bekannte Regionen, Anreize in Form von Rabatten oder besonderen Erlebnispaketen können Besucherströme gleichmäßiger verteilt werden, wodurch sowohl wirtschaftliche Chancen für bisher weniger bekannte Regionen entstehen als auch die Belastung bekannter Ziele verringert wird. 

Saisonale Verteilung 

Tourist:innen auch außerhalb der Hauptsaison, durch Rabatte für Reisen in der Nebensaison in die Urlaubsregion zu locken, kann helfen, die Infrastruktur und die Ressourcen gleichmäßiger auszulasten. 

Regulierung der Besucher:innenzahlen 

Maßnahmen, wie eine Begrenzung der Besucherzahlen durch Ticket-Systeme, Voranmeldungen oder Kontingente hellen die Überfüllung an beliebten Orten zu vermeiden und stellen gleichzeitig sicher, dass die Natur langfristig geschützt wird, ohne die touristische Attraktivität zu verlieren. 

Verhaltenssteuerung durch Preisstrategien 

Strategien, wie eine dynamische Preisgestaltung, wie höhere Eintrittsgebühren zu Spitzenzeiten können die Nachfrage lenken und Touristen dazu ermutigen ihre Reise bewusster zu planen und können zusätzliche finanzielle Mittel zur Finanzierung nachhaltiger Maßnahmen generieren.  

Smart Mobility: Ein Schlüssel zur Entlastung von Reisezielen  

Die Integration von digitalen Tools wie Echtzeit-Daten zu Verkehrsaufkommen und Verfügbarkeiten von Parkplätzen ermöglicht es, Staus und Wartezeiten für die Reisenden zu vermeiden. Im Rahmen von Smart Mobility sind auch elektrische Busse, Carsharing-Apps und gut ausgebaute öffentliche Verkehrsmittel wichtige Maßnahmen, um den Verkehr und die Umweltbelastung zu reduzieren. 

 

Overtourism Beispiele: Überfüllte Städte und ihre Lösungen  

Venedig 

Venedig kämpft seit Jahren mit Massentourismus, der vor allem auch durch Kreuzfahrtschifft, die täglich tausende Besucher:innen in die Altstadt gebracht haben, verursacht wurde. Aus diesem Grund wurden Kreuzfahrtschiffe verbannt, Eintrittsgebühren für Tagesgäste eingeführt und Kampagnen, die ein nachhaltiges Reisen fördern, ins Leben gerufen. 

Barcelona 

Auf touristischen Hotspots dürfen Reisebusse nicht mehr direkt halten, stattdessen werden Parkmöglichkeiten in peripheren Gebieten angeboten, um den Verkehr zu entzerren. 

Palma de Mallorca 

Mallorcas Hauptstadt versucht größere Besucherströme mithilfe der App „Welcome Palma“ zu steuern. Die App zeigt Informationen in Echtzeit, zu derzeit überfüllten Bereichen oder touristischen Hotspots an und zeigt auch Alternative Ziele an, die gerade weniger besucht sind. 

Hallstatt 

Auch Hallstatt hat die Anzahl der Reisebusse begrenzt, indem sie ein Slotsystem eingeführt haben. So können nur Reisebusse parken, die vorab einen Parkplatz gebucht haben. Dadurch konnte die Anzahl der Reisebusse die täglich Hallstatt anpeilen, von 90 Reisebussen auf ca. 40 Reisebusse reduziert werden. 

Fazit 

Overtourism bleibt eine zentrale Herausforderung für Reiseziele weltweit. Der Wunsch eine Reise zu besonders beliebten Urlaubszielen zu machen, bringt oft wesentliche Belastungen für die Infrastruktur, die lokale Bevölkerung als auch für die Umwelt mit sich. Ein bewusstes und verantwortungsvollen Reisen ist entscheidend, um die negativen Folgen des Massentourismus zu reduzieren. Auch in der EFS Podcastfolge wird noch näher auf nachhaltige Lösungen in Bezug auf Urlaubsreisen eingegangen.  

Auch Tourismusregionen können mit innovativen Verkehrskonzepten, Smarten Mobilitätslösungen und gezielten Maßnahmen die negativen Folgen abfedern. Lassen sie uns gemeinsam die Zukunft des Tourismus gestalten, im Einklang mit den Bedürfnissen von Tourist:innen und Einheimischen! 

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